[ Inhaltsverzeichnis ]

Abriss zur Geschichte der Mathematik an der Universität Halle im ersten Jahrhundert ihres Bestehens

Die Universität Halle wurde im Jahre 1694 gegründet. Der Beginn der mathematischen Vorlesungstätigkeit war wenig verheißungsvoll. Vorgesehene Dozenten sagten ab oder starben, nur sporadisch wurden mathematische Lehrveranstaltungen von Philosophen übernommen. Erst durch die Berufung von Christian WOLFF (1679-1754) im Jahre 1706 als Professor für Mathematik und Naturlehre war eine kontinuierliche, längerfristige Lehre an der Universität gegeben. Die Bedeutung von WOLFF liegt sicher stärker in der Geschichte der Philosophie und der allgemeinen Bildung. WOLFF war in der Mathematik kein großer Forscher, er hat aber Bedeutendes für die Verbreitung der mathematischen Wissenschaften geleistet, und er hatte starken, größtenteils bis heute wirksamen Einfluß auf die Klärung von Begriffen und die Festlegung von Bezeichnungen in der Mathematik. Durch die Ausweisung von WOLFF 1709 entstand wiederum eine Lücke in der mathematischen Ausbildung, die erst gefüllt wurde, als WOLFF 1740 nach Halle zurückkehrte.

Nach WOLFF kam 1755 Johann Andreas v. SEGNER (1704-1777) nach Halle. Seine Vorlesungen zur Mathematik zeichneten sich durch Tiefe und größere Strenge aus, aber auch durch schärfere Abgrenzung von den übrigen Wissenschaften. Die Thematik seiner wissenschaftlichen Arbeiten war weit gefächert, häufig knüpfte er an Arbeiten von EULER an. Bekannt ist sein Handbuch der Physik "Einleitung in die Naturlehre" mit der Beschreibung des nach ihm benannten Wasserrades, der Urform der Turbine. Dessen Nachfolger wurde Wenceslaus Johann Gustav KARSTEN (1732-1787), schließlich wurde Georg Simon KLÜGEL (1739-1812) nach Halle berufen. Dieser ist bekannt durch sein "Mathematisches Wörterbuch" und die kritische Sichtung der Versuche zum Beweis des Parallelenaxioms. Aufgrund der Schließung der Universität Helmstedt kam 1810 Friedrich PFAFF (1765-1825) nach Halle.

Christian (von) Wolff, nach einem Gemälde
von J.C.H. Sporleder 1754
J.F. Pfaff, Ausschnitt aus einem Gemälde
eines unbekannten Malers, um 1820.


Quellen

  1. H. BRANDT: Mathematik in Halle und Wittenberg. In: Festschrift 450 Jahre Martin - Luther - Universität Halle - Wittenberg, Band II, S. 449-455
  2. Ku. RICHTER: Das Wirken von Mathematikern an der halleschen Universität. In: "scientia halensis", Jg. 2 (1994), Heft 3 und Heft 4
  3. W. SCHRADER: Geschichte der Friedrichs-Universität Halle, Berlin 1894
  4. Materialien des Universitätsarchivs der Universität Halle

[ Inhaltsverzeichnis ] Autor: M. Goebel

optstoch@ 14. Jan. 2016, 15. Juli 1998, © goma