Löst der Taschenrechner bald alle Probleme? - Computer-Algebra-Systeme und Mathematik-Unterricht

by    W. Herget, E. Malitte, R. Sommer

Preprint series: 99-03, Reports on Didactics and History of Mathematics

ZDM: 95R30

Abstract: Ohne Zweifel bedeuten die neuen Möglichkeiten durch die symbolischen und graphischen Taschenrechner und die Computer-Algebra-Systeme einen Gewinn, erleichtern zahlreiche Rechnungen, machen manche Berechnung überhaupt erst 'menschenmöglich'; aber wieviel muß man wissen und beherrschen, um diese Systeme erfolgreich handhaben zu können?
Noch gehört - trotz Taschenrechner - das Training der schriftlichen Rechenverfahren zum Alltag der Grundschule, aber an vielen Orten wird deutlich weniger Zeit und Kraft darauf verwendet, und die dabei bearbeiteten Aufgaben sind weniger komplex. Es ist abzusehen, daß es uns mit dem Umformen von Termen und mit dem Lösen von Gleichungen genauso gehen wird. Aber: Was bedeutet das für das grundlegende Verständnis, wenn solche 'Rezepte' im Unterricht weitgehend 'aussterben', eben weil die modernen, leistungsfähigen Taschencomputer einfach da sind?
Die 'p-q-Formel' zum Lösen quadratischer Gleichungen ist ein solches aussterbendes Rezept: 'Zu jeder vorgegebenen quadratischen Gleichung liefert das dafür zuständige Rezept stets die gewünschte Antwort - das läßt sich getrost dem Taschencomputer übertragen. Deutlich anders ist es im Bereich Termumformung: Hier kommt es darauf an zu wissen, wo man hin will - Terme umformen ist eben keine typisch 'deterministische' Aufgabenstellung.
Gerade deswegen sind auch in Zukunft solide Grundvorstellungen über den Aufbau von Termen und gewisse Grundfertigkeiten im Umgang mit ihnen unverzichtbar. Also: 'Mathematik-Software und Mathematik-Unterricht' und nicht 'Mathematik-Software statt Mathematik-Unterricht'!


Keywords: Computer-Algebra-Systeme, Termumformung

Upload: 2000-02-11

Update: 2000-06-14


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