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Johannes Volmar (?-1536)

  1. Biographie
  2. Werk und Bedeutung
  3. Literatur
Volmar war der erste Inhaber des 1525 geschaffenen Lehrstuhls für Höhere Mathematik; er war der akademische Lehrer des Johann Joachim von Leuchen (Rheticus) (1514-1574).
Ein Bildnis von Volmar scheint nicht überliefert zu sein.

1. Biographie

Johannes (Johann) Volmar wurde im badischen Villingen geboren. Sein Vater hieß Ludwig. Unter seinen Geschwistern waren ein Bruder Carius und die Schwestern Marta und Barbara. Volmar hat vermutlich bis zu seinem Tod, der zwischen dem 12. und 28. Mai 1536 eintrat, im Zölibat gelebt.

Unter dem Namen Johannes Lodwici de Fyllingen wurde Volmar im Wintersemester an der Universität Krakau immatrikuliert, wo er um Pfingsten 1501 herum den Grad eines Baccalaureus artium erwarb. Zum Sommersemester 1514 nahm die Wittenberger Universität ihn als Johannes Ludowici Figule de Fillingen unter ihre akademischen Bürger auf. Unter dem Dekanat des Bonifacius Erasmi aus Zörbig erlangte er am 30. Januar 1515 die Magisterwürde der Artistenfakultät. Im Sommersemester 1516 hielt er sich an der Universität Leipzig auf. Anschließend kehrte er nach Wittenberg zurück, wo er im Sommersemester 1519 die Nachfolge in der Mathematikprofessur des 1518 oder 1519 entlassenen Bonifacius Erasmi antrat. Am 18. Juni 1520 wurde er Mitglied des Senats seiner Fakultät.

Wie sein Vorgänger hatte Volmar zunächst über die gesamte Mathematik zu lesen und erhielt dafür, ebenfalls wie sein Vorgänger, ein Jahresgehalt von 20 Gulden. Wohl 1520 wurde er zum Mitglied des Stiftkapitels der Schloßkirche gewählt. Die damit verbundenen Pfründe waren beträchtlich, warfen sie doch jährlich 79 Gulden 5 Groschen und 5 Pfennige ab. Außerdem bekam er in jedem Jahr 228 Brote und 7 Gr. Semmel.

Der Herbst 1525 brachte die Aufspaltung der Mathematik in die beiden Lehrstühle für Höhere bzw. Niedere Mathematik. Während Volmar Professor für Höhere Mathematik wurde, erhielt Johannes Longicampianus (?-1529) den Lehrstuhl für Niedere Mathematik. Im Sommersemester 1524 wurde er zum Dekan der Artistenfakultät und im Sommersemester 1528 zum Rektor der Leucorea gewählt.


2. Werk und Bedeutung

Volmar war ein guter Lehrer, der es verstand, dankbare Schüler um sich zu sammeln. Zweifelsfrei war Johann Joachim von Leuchen (Rheticus) (1514-1574), selbst von 1536 bis 1542 Professor für Niedere Mathematik, sein bedeutendster Schüler. Bemerkenswert ist, daß Philipp Melanchthon, Zeit seines Lebens der wichtigste Förderer der Mathematik an der Universität Wittenberg, auf ihn wegen seines Wissens große Stücke hielt und mit ihm stets freundschaftlich verbunden war.

Noch 1521/22 war Volmar ein scharfer Gegner der Reformation. Gemeinsam mit Matthäus Beskau und Georg Elner hat er sich am längsten und hartnäckigsten gegen die Einführung der Evangelien in die Schloßkirche gewehrt. Wie allerdings sein am 12. Mai 1536 errichtetes Testament erkennen läßt, war er im Laufe der Jahre ein Freund und Anhänger der neuen Kirche geworden.


3. Literatur

  1. W. Friedensburg. Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer Verl. Halle a. S. 1917.
  2. N. Müller. Die Wittenberger Bewegung 1521 und 1522. Die Vorgänge in und um Wittenberg während Luthers Wartburgaufenthalt. Verl. M. Heinsius Nachf. 1911


[ Inhaltsverzeichnis ] Autor: M. Goebel

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