Eduard Wiltheiß als Schüler am Großherzoglichen Gymnasium zu Worms
Das Großherzogliche Gymnasium und die Großherzogliche Realschule zu Worms befanden sich von 1824 bis 1879 in der dortigen Wollstraße, in einem einstöckigen langgestreckten Gebäude mit einem schönen großen Schulhof. Ostern 1866 trat W. in die damalige Unterquinta des Gymnasiums ein, stieg regelmäßig bis nach Oberprima auf, um 1874 die Maturitätsprüfung abzulegen. Die Mathematiklehrer von W. waren von 1866 bis 1870 Dr. Ludwig Glaser und von 1870 bis 1874 Hektor Olff. Glaser wurde im Januar 1874 Direktor der Großherzoglichen Realschule in Bingen und Olff wurde im September 1874 Kreisschulinspektor bei der Kreisschulinspektion Offenbach. An Hand der jährlich publizierten Schulberichte kann der Weg eines Schülers gut verfolgt werden. Neben vollständigen Schülerlisten finden sich hier Angaben über die Unterrichtsfächer, deren Inhalt und Stundenzahl sowie die unterrichtenden Lehrer. Es soll das Jahr 1871 näher betrachtet werden. Das Jahr, in dem das älteste noch erhaltene Klassenfoto entstand, auf dem auch W. zu sehen ist. 1871 war W. bereits Schüler der Untersecunda und hatte als solcher wöchentlich 8 Stunden Latein, 6 Stunden Griechisch, 3 Stunden Französisch, je 2 Stunden Deutsch, Geschichte und Naturkunde, 1 Stunde Geographie und 4 Stunden Mathematik. Hinzu kamen Religions-, Gesangs- und Turnunterricht. In der Mathematik standen auf dem Lehrplan der Untersecunda je 2 Wochenstunden Algebra und Geometrie. Gegenstand der Algebra waren Gleichungen vom ersten Grad mit einer und mehreren Unbekannten, Rechnung mit Potenzen und Wurzeln, Wurzelausziehung und reine quadratische Gleichungen. In der Geometrie wurden die Proportionalität der Linien, Aehnlichkeit der Dreiecke und Vielecke und die dahin gehörigen Sätze und Aufgaben, Repitation der Flächeninhaltsberechnungen, die Transversalen und die harmonischen Punkte behandelt.
Sylvester 1873 stellte der Primaner W. an die Großherzogliche Gymnasial-Direktion in Worms den Antrag um Zulassung zur nächsten
Maturitätsprüfung, um sich dann dem Studium der Mathematik zu widmen.
Die schriftlichen Prüfungen erfolgten, obwohl die Arbeiten alle Ostern 1874 als Datumsangabe tragen, weit vor Ostern. Es waren
Übersetzungen ins Griechische, Französische und Lateinische anzufertigen, ein Lateinaufsatz und ein Deutschaufsatz über Minna von Barnhelm
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Wiltheiß sitzt vorn als dritter von links. Der Lehrer ist
Prof. Höbel, der von 1846 bis zu seinem Tod am 23. August 1875 am Gymnasium Worms mindestens Latein und Griechisch unterrichtete. |
[1] Archivalien des Stadtarchivs Worms. Insbesondere Abiturakte Sign. Abt. 55/1 Nr. 376, Neg. Nr. M 14422 (Klassenfoto) und Neg. Nr. 5956a (Gymnasium). [2] Becker, Adalbert: Beiträge zur Geschichte der Frei- und Reichsstadt Worms und der daselbst seit 1527 errichteten Höheren Schulen. Worms: Selbstverlag des Großherzoglichen Gymnasiums 1880. [3] Knierim, Ernst: Aus dem 19. Jahrhundert. In: Festschrift 450 Jahre Rudi-Stephan Gymnasium ... Worms. S. 21 - 24. [4] Reuter, Fritz: Worms zwischen Reichsstadt und Industiestadt 1800-1882. In: Der Wormsgau, Wissensch. Zeitschr. der Stadt Worms und des Altertumsvereins Worms, Beiheft 32. Worms: Verlag des Stadtarchivs 1993. [5] Wiegand, Wilhelm: Einladungsschrift zu der vom 3. bis 5. April stattfindenden öffentlichen Prüfung des Gymnasiums und der Realschule zu Worms im Frühjahr 1871. Worms: E. Kranzbühler. [6] Wiegand, Wilhelm: Einladungsschrift zu der vom 4. bis 6. September stattfindenden öffentlichen Prüfung des Gymnasiums und der Realschule zu Worms im Herbste 1872. Worms: E. Kranzbühler.
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[ Inhaltsverzeichnis | Wiltheiß ] | Autoren: M. Goebel, A. Wiltheis |
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