In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wechselten die Professoren für Mathematik sehr
häufig, lange Zeit war nur Otto August ROSENBERGER (1800-1890) an der Universität
tätig. In dieser Zeit grenzten sich Mathematik und Naturwissenschaften zunächst von der Philosophie,
danach mehr und mehr voneinander ab. Nochmals zusammengeführt wurden sie durch
die Gründung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Seminars 1839, welches erst 1890
getrennt und als selbständiges mathematisches Seminar weitergeführt wurde.
Der sicher bedeutendste Mathematiker der Universität Halle war Georg Ferdinand Ludwig Philipp CANTOR (1845-1918),
Neben CANTOR wirkten Friedrich Heinrich Albert WANGERIN (1844-1933) ab 1882 und Carl
Friedrich August GUTZMER (1860-1924) ab 1905 als Ordinarien an der Universität.
Im Jahre 1923 wurde die Mathematik ein Teilbereich der neu gebildeten Naturwissenschaftlichen
Fakultät, die sich von der Philosophischen Fakultät abtrennte. Etwa zur gleichen
Zeit wechselten auch die Ordinarien für Mathematik. Im Jahre 1920 wurden Heinrich JUNG
(1876-1953); 1930 Heinrich BRANDT (1886-1954) nach Halle berufen und führten die
Mathematik über die Zeit des 3. Reiches und des 2. Weltkrieges hinweg bis in die
Nachkriegszeit. Relativ kurz (1925-1930) wirkte in Halle auch der bekannte Zahlentheoretiker
Helmut HASSE (1898-1979).
Die weitgehende Kontinuität in der Besetzung des Bereichs erleichterte wesentlich den
Neuanfang 1946, das Kursprogramm konnte ohne größere Einschränkungen sofort
wieder aufgenommen werden, das Mathematische Seminar wurde weiterhin von beiden Ordinarien
gemeinsam geleitet.
BRANDT als Dekan gelang es, einen Lehrstuhl für Angewandte Mathematik neu einzurichten.
Den Ruf dafür erhielt 1945 John Harry SCHMIDT (1894-1951).
Die Zeit um 1950 brachte überhaupt eine Vielzahl von Veränderungen im Bereich
Mathematik. Im Jahre 1948 wurde Herbert Camillo GRÖTZSCH (1902-1993) nach Halle
berufen, dessen Arbeiten auf dem Gebiet der Funktionentheorie und der Graphentheorie
große Anerkennung fanden. Als Nachfolger für JUNG und BRANDT kamen 1952
Ott-Heinrich KELLER (1906-1990) nach Halle, im gleichen Jahr Hans SCHUBERT (1908-1987). Die
gegenüber den Kriegs- und Vorkriegsjahren ständig wachsende Zahl der Studenten
machte eine Vergrößerung des Lehrkörpers in zunehmendem Maße notwendig,
Assistenten, Lehrbeauftragte und andere wissenschaftliche Mitarbeiter wurden eingestellt. Dazu kamen
weitere Berufungen von ordentlichen Professoren und solchen mit Lehrauftrag. Dies wirkte
sich auch auf eine Erhöhung der Zahl der Doktoranden aus. Rein äußerlich äußerte
sich dies dadurch, daß 1953 das Mathematische Seminar in I. Mathematisches Institut unter dem
Direktorat von KELLER und GRÖTZSCH und das bisherige Institut für Angewandte Mathematik in
II. Mathematisches Institut unter dem Direktor SCHUBERT umbenannt wurde. Im Jahre
1961 wurde im II. Mathematischen Institut ein Rechenzentrum unter der Leitung von
Professor Erich SCHINCKE (1917-1979) gegründet, welches dann dem 1964 neu
gegründeten Institut für Numerische Mathematik angegliedert wurde.
Die nach der III. Hochschulreform gegründete Sektion Mathematik umfaßte ab 1969 die
Wissenschaftsbereiche Algebra/Geometrie, Analysis, Numerische Mathematik, Methodik des Mathematikunterrichts, das Rechenzentrum sowie die Spezialklassen für Mathematik und Physik. Strukturelle und personelle Veränderungen ergaben sich wie an der gesamten Universität mit dem Umbruch im Jahre 1989. Der Erneuerungsprozeß führte durch Zusammenlegung der entsprechenden Bereiche der Universität, der Technischen Hochschule Merseburg und der Pädagogischen Hochschule Halle zur Neugründung des Fachbereiches Mathematik und Informatik. Zu den traditionellen Bereichen, dem Institut für Algebra und Geometrie, dem Institut für Analysis, dem Institut für Numerische Mathematik und der Abteilung für Didaktik der Mathematik, kamen das Institut für Informatik und das Institut für Optimierung und Stochastik dazu. |
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[ Inhaltsverzeichnis ] | Autoren: M. Goebel, Ka.Richter, Ku.Richter, S.Sauter 15. Nov. 1997 |
optstoch@ | 14. Jan. 2016, 15. Juli 1998, © goma |